Survival Horror Review-Reise: Resident Evil

Seit meine Kumpels und ich bei einem Zockabend vor über 20 Jahren panisch durcheinander schrien und alle Munition ins Leere ballerten, weil im Gang des Herrenhauses vor und hinter uns Zombie-Hunde durch das Fenster gesprungen kamen, bin ich ein Fan der Resident Evil-Games von Capcom.

Mittlerweile umfasst die Serie knapp 90 Spiele, von denen mehr als 62 Millionen Kopien über die teils virtuelle Ladentheke gingen. Es gibt stapelweise Filme, Comics, Romane – sogar ein 4D Kino in Kobe, ein RE-Themen-Restaurant in Tokio und seit diesem Jahr sogar ein Musical. Nach dem Erfolg des HD-geremasterten ersten Teils (über eine Millionen Downloads) Anfang 2015 sind Neuauflagen von RE Zero und meinem Favoriten RE 2 angekündigt. Gute Gelegenheit also, eine kleine Reviewreise durch eine der besten Spieleserien aller Zeiten anzutreten.

Aus Sweet Home wird Resident Evil

Resident Evil-Games sind im Prinzip interaktive Horrorfilme mit allen Elementen, die auch bei B-Klasse Filmen dieses Genres funktionieren: eine einfache Geschichte, harte Gewalt, Survival-Action und ein Schuss unfreiwilliger Komik. Dazu kommen Schockmomente, Puzzles unter Zeitdruck, kaum Speicherpunkte, wenig Muni und viel zu viele Gegner. Der Spieler wird systematisch zur Verzweiflung getrieben. Deshalb nennt man das Genre Survival Horror.

Kreativer Kopf hinter Resident Evil ist Shinji Mikami, der vorher ausschließlich Disney Games für den japanischen Markt produziert hatte. 1996 bekam er dann den Auftrag, ein Sequel zum Super Nintendo Geisterhausspiel Sweet Home zu entwerfen. Da Mikami von Romeros Zombie-Klassikern begeistert war, entschied er, die Geschichte auf menschenfressende Untote und missglückte Biowaffen-Experimente umzumünzen. Herausgekommen ist die Biohazard-Reihe, die bei uns dann in Resident Evil umbenannt wurde – wahrscheinlich, weil US-Capcom nicht das Risiko eingehen wollte, von der gleichnamigen Hard Rock-Band verklagt zu werden. Und da auf einem Türschild im Vorbild-Spiel Sweet Home „Welcome to the House of Residing Evil“ zu lesen war, wurde aus „Baiohasaado“ einfach Resident Evil.

RE 1 (1996): Wow, what a mansion!

RE1 ist fast 20 Jahre alt. Und obwohl Serien wie Silent Hill und Dead Space die Schock-Messlatte inzwischen deutlich höher gelegt haben, hält garantiert immer noch jeder den Atem an, wenn die Türöffneanimation den nächsten Schritt ins Ungewisse einleitet.

Als Jill Valentine und Chris Redfield von der Spezialeinheit STARS werdet ihr in den Wäldern der Arklay Mountains nahe der Kleinstadt Raccoon City von einem Rudel mutierter Dobermänner angegriffen. Gerade noch könnt ihr euch in einem verlassenen Herrenhaus verschanzen. Doch das Gebäude wurde auf einem geheimen Biowaffenlabor errichtet und aus dem drängen nun Horden mißlungener Experimente ins Freie drängen.

RE gilt als Genre-Gründer, ist aber streng genommen nur das erste Horror-Game dieser Art, das sich auf der Verpackung als Survival Horror klassifizierte. Shinji Mikami hatte ursprünglich vor, einen Ego-Shooter aus dem Stoff zu machen. Aber die verkauften sich zu dieser Zeit in Japan zu schlecht. Also orientierte er sich an der in Alone in the Dark erprobten Kombo aus vorgerenderten Hintergründen (feste Perspektive) mit frei beweglichen 3D Protagonisten. Diese Einschränkung macht einen der wichtigsten RE-Stimmungseffekte aus, da man immer das Gefühl hat, in die Enge getrieben zu sein, nie den ganzen Raum überblicken kann, aber die schlurfenden Schritte und das Stöhnen von nahenden Gegnern hört.

Seit Januar steht die überarbeitete Gamecube-Version (2002) in HD zum Download bereit. Wenn ihr es noch nicht gespielt habt, greift auf jeden Fall zu. RE1 hat damals die Welt der Grusel-Games graphisch und atmosphärisch aus den Angeln gehoben und ist auch heute noch zu Recht auf jeder Best-of-Liste dieses Genres ganz oben mit dabei. Fast schade, dass auch die Dialoge in den Filmsequenzen verbessert wurden. Die alte Version trieb einem gleichsam vor Scham und Nostalgie die Tränen in die Augen, und wurden nicht umsonst in der Gamers Edition vom Guinnes Buch der Rekorde zu den „Worst Game Dialogues Ever“ gewählt.

RE 2 (1998): Schutzengel Mikami

Capcom wollte 1998 direkt an den Erfolg von RE 1 anknüpfen und beauftragte Hideki Kamiya ein Sequel zu entwerfen. In seiner Version kehrten die Helden des ersten Teils zu den Ruinen den Herrenhauses zurück, um dort mutierte Pflanzenwesen zu bekämpfen.

Shinji Mikami, Schöpfer der Serie, fand das zu langweilig und legte Veto ein, was in japanischen Unternehmen, die bei ihren Produkten viel mehr Wert auf Firmenkonsens legen, nicht unüblich ist. Kamiya sponn daraufhin eine Geschichte um Leon. S. Kennedy und Elza Walker, die letzten Mitglieder einer Spezialeinheit, die versuchen, den Ausbruch des Virus mitten zu stoppen. Ein Prototyp des Spiels, unter Fans als Resident Evil 1.5 bekannt, war bereits zu 60 bis 80 Prozent fertiggestellt, als Mikami erneut einschritt und seine Vorgesetzten bat, die Produktion übernehmen zu dürfen – und sie willigten ein.

In seiner Version bricht nach einem Streit um die Forschungsergebnisse der Schurkenfirma Umbrella in einem Labor unter Raccoon City ein neuer Virus aus und eine ganze Stadt wird von Untoten übernommen. Schlechtes Timing für Leon S. Kennedy, der an diesem Tag seinen Dienst bei der Polizei antreten wollte. Gemeinsam mit Claire Redfield, die ihren verschwundenen Bruder sucht, heisst es nun die Überlebenden einsammeln und nichts wie weg.

Das Spiel war ein Riesenerfolg: Allein die PS1-Version verkaufte sich 5,7 Millionen mal. RE2 hatte abwechslungsreiche Endgegner, bahnbrechende Filmsequenzen, eine schlaue  Story und unterschiedliche Szenarien für die spielbaren Charaktere. Besonders toll: Fürs Durchspielen mit exzellentem Ranking gab es einen ultraharten Survival Modus bei dem sich Umbrella SpecOps-Soldat Hunk den Weg von der Kanalisation bis aufs rettende Dach der Polizeistation bahnen muss. Wer das hinbekam erhielt laut Maniac einen Tofublock mit Rambomesser für selbige Mission.

Monat für Monat habe ich mir am Hunk-Szenario die Zähne ausgebissen, immer wieder wütend das Spiel aus der Konsole gerissen und geschworen, den Titel nie wieder zu laden. Nach anderthalb Jahren flog Hunk dann endlich mit dem Heli aus der Stadt und es gab keinen Tofu dafür. Wie ich später erfahren habe, war der nur in der japanischen Version erspielbar… Ich liebe euch Capcom, aber fuck you, das sitzt immer noch. Trotzdem: Ich finde RE2 ist der beste Teil der Reihe. Und sollten die Hersteller tatsächlich eine grafisch überarbeitete Version für die neue Konsolengeneration herausbringen, bin ich der erste, der das Ding in den Einkaufswagen packt.

RE 3 Nemesis (1999): STARRSSS

RE Nemesis spielt kurz vor bis kurz nach den Ereignissen von Teil 2. Jill Valentine, wegen der Zerstörung des Anwesens in den Arklay Mountains (RE1) von ihren korrupten Vorgesetzten vom Dienst suspendiert, will gerade die Stadt verlassen, als das Zombie-Chaos losbricht. Von einer Gruppe Soldaten erfährt sie, dass die Regierung plant, die gefallene Stadt mit einer Atomrakete auszulöschen. Der Countdown läuft also.

Resident Evil Nemesis ist vom Actionfaktor her eine tolle Weiterentwicklung des Spiels. Dem Zombiemob konnte man nur Herr werden, wenn man sich aus gefundenen Chemikalien Patronen mit mehr Power presste oder durch gezielte Schüsse auf Gasleitungen und Fässer ganze Gegnerhorden einäscherte. Außerdem jagte der Supermutant Nemesis, ein geradezu unbesiegbares Munitionsgrab, durch das ganze Spiel hinter einem her, was in vielen späteren Teilen übrigens ein wichtiges Terrorelement der Serie wurde.
Technisch hat das Spiel jedoch die meisten Fans enttäuscht. Mich nicht, denn ich ich finde, dass man ein Genre nicht im Jahrestakt revolutionieren muss. Sony hatte damals die Exklusivrechte für alle Resident Evil-Haupttitel und Capcom wollte jedes Jahr einen weiteren Teil der Serie herausbringen. Nur war aus der Playstation 1 graphisch einfach nichts mehr herauszuholen. Deshalb schufen sie im Prinzip einen Spinn Off von Teil 2 und betitelten ihn mit Resident Evil 3: The Last Escape, der dann bei uns als Resident Evil 3: Nemesis erschien. Mit Programmierern von SEGA bastelte das Capcom-Team parallel dazu für die leistungsstärkere Konsole Dreamcast den eigentlichen dritten Teil der Serie: Resident Evil Code: Veronica.

Resident Evil Code Veronica (2000): Capcom geht fremd – zum Glück

Mit Code Veronica entdeckte Capcom seine Vorliebe für größenwahnsinnig, kichernde Superschurken, verabschiedete sich vom Setting in Raccoon City, dem exklusiven Release für die Sony Playstation und vorübergehend sogar von den vorgerenderten Hintergründen.

Wie in Teil 2 spielt man Claire Redfield, die auf der Suche nach ihrem Bruder Chris in die Pariser Umbrella Zentrale einbricht, gefangen genommen und in das Privatgefängnis der Firma auf Rockfort Island gebracht wird. Dort haben die Superintelligenzadelskinder der Ashford-Familie in sadistischen Experimenten einen neuen Virusstamm entwickelt, der natürlich ausbricht und die Insel in Dr. Moroes Biomonsterisland verwandelt. Diesen Kracher gab es anfangs nur für die SEGA Dreamcast, den heimlichen Konsolenkönig seiner Zeit, der damals schon genug Power hatte, um den Survival Horror aus der vorgerenderten Perspektive zu befreien. Was der 3D Hintergrund-Pionier an Detailreichtum einbüßte, machte er durch  atmosphärische Settings und eine ausgeklügelte Story mit harten Schockeffekten wieder gut – letztere sind wohl auch der Grund, warum das Spiel bei uns bis vor kurzem noch auf dem Index stand. Leider konnte man trotz 3D-Umgebung bei gezückter Waffe nicht in die  Ego-Perspektive schalten und damit nicht wirklich besser zielen. Es gab fürs Durchspielen zwar einen Modus mit First Person Shooter Sequenzen, aber die waren grafisch noch zu schlecht und eben nur für einen Teil des Spiels programmiert worden. Deshalb kehrten die Nachfolgetitel auch erst einmal zur bewährten Pre-Rendered-Optik zurück. Die DC-Version gibt es immer mal für kleines Geld zum Downloaden und da sollten Serien-Fans nicht drauf verzichten. Wer einfach nur die Story in zeitgemäßer Grafik genießen will, kann sich auch den Railshooter Resident Evil: Darkside Chronicles holen.

RE Zero (2002): Bildungslückenschließer mit Player Zapping

Mit dem Resident Evil Prequel schloss Capcom  die logischen Lücken der Serie. Hier erfuhr man, warum der Virus überhaupt ausbricht und wer die konkurrierenden Parteien in der Schurkenfirma Umbrella sind. Allein deswegen lohnt es sich schon, sich das Spiel anzuschaffen.

Rebecca Chambers, Chris Redfields Sidekick aus dem ersten Teil der Serie, jagt in den Wäldern nahe des Herrenhauses den entflohenen Sträfling Billy Cohen. Gerade, als sich die junge Sanitäterin in einem stehen geblieben Zug versteckt, rast dieser los. Mit an Bord sind nicht nur alle möglichen Kreaturen, sondern auch der gesuchte Mörder.
Das Prequel war der erste von drei (eigentlich) Exklusivtiteln für den Sony-Konkurrenten Nintendo. Der Spinn-Off sollte gleichzeitig mit Nemesis und Code Veronica für das Nintendo 64 herauskommen. Wegen der geringen Verbreitung der Konsole wurde das Projekt jedoch eingestellt. Erst als sich Nintendo mit dem Gamecube ein Stück vom Konsolenmarkt zurückeroberte, wurde Zero aus den Schublade gezogen und generalüberholt. Wichtigste Neuerung war das Player Zapping: Um zu überleben und bestimmte Rätsel lösen zu können, spielt man mal abwechselnd, mal gleichzeitig mehrere Personen. Ein Gimmick das übrigens eigentlich schon für Resident Evil 1 vorgesehen war, aber nie umgesetzt wurde. Leider stieß die KI des Partners schnell an ihre taktischen Grenzen, so dass dieser häufig zusah, wie man von Gegnern in die Zange genommen wurde oder die kostbare Munition in die Wände feuerte.

Im selben Jahr noch brachte Nintendo dann die Neuauflage von RE1 heraus, mit der gleichen Hammmergrafik übrigens wie Zero, 40 Prozent zusätzlicher Story und einem frech-harten Schwierigkeitsgrad: Zombies stehen darin immer wieder auf, es sei denn man hat Benzin, um sie anzuzünden. Aber es wäre ja nicht Survival Horror, wenn der Sprit nicht noch seltener wäre als die geliebte Muni.

Resident Evil 4 (2005): Game of the Year

Fünf Jahre und mindestens vier Anläufe brauchte es, bis Capcom die RE-Geschichte mit einem offiziellen vierten Teil fortführte. Die erste Version von Hiroshi Shimada war eine Button-Mashing-Orgie, bei der ein weiß haariger Leon S. Kennedy mit Schwert und Revolver auf Dämonenjagd ging. Shinji Mikami überzeugte Capcom davon, mit Shimadas Spiel eine unabhängige Serie zu starten (Devil May Cry) und bot an, das Projekt zu übernehmen. Auch er wählte Leon als Hauptfigur, ließ diesen zuerst durch ein Spukschloss vor einem  mysteriösen Nebel fliehen, dann von einem Virus infiziert auf der Suche nach einem Gegenmittel Schritt für Schritt dem Wahnsinn verfallen.

 Letztlich entschied Mikami sich aber für eine Version, in der der Raccoon City Polizist mit einem Tag Berufserfahrung die entführte Tochter des US-Präsidenten aus den Händen des Los Iluminados-Kultes befreien soll. Die Spur führt in ein entlegenes spanisches Dörfchen, dessen Bewohner von spinnenartigen Parasiten, dem machthungrigen Lord Saddler und einem sarkastischen Napolenkind kontrolliert werden.

Resident Evil 4 machte alles anders als seine Vorgänger: Aus Pre-Rendered Survival Horror wurde ein packender Over-the-Shoulder Action-Shooter, es gab automatische Checkpoints und Level, statt vereinzelte Speicherpunkte, Leon konnte ein ganzes Arsenal Waffen tragen und diese durch im Spiel gefundenes Geld beim örtlichen Waffenhändler aufrüsten – „Welcome!“ Vor allem aber gab es keine Zombies mehr, sondern die schlaueren Granados, Dörfler, die sich organisierten, mit Leitern übers Dach in die Hütte einstiegen, in der man sich verschanzt hatte, oder gleich einen Hillbilly-Kumpel mit Motorsäge holten, um die blockierte Tür aufzubrechen.

https://youtube.com/watch?v=7oXx0qwe0wc%3Ffeature%3Dplayer_detailpage

Dieser Teil der Serie erschien erstmals auf allen Systemen (xbox, nintendo und sony), verkaufte sich insgesamt 7,4 Millionen Mal und wurde verdient mit dem Game of the Year Award 2005 ausgezeichnet. Mikami hat mit RE4 den Survival Horror in die nächste Konsolengeneration geführt und ohne Übertreibung ein Meisterwerk abgeliefert. Allein der Mercenary Modus, der in vielen deutschen Versionender Zensurschere zum Opfer fiel (holt euch am besten die EU-Version für die Wii), ist den Kauf des Spiels schon wert.

Die Shooter: Gun Survivor-Serie (2000/2001/2002/2003), Umbrella Chronicles (2007) & Darkside Chronicles (2009)

Die frühen Resident Evil Shooter sind nicht mal etwas für Hardcore Fans: Wer an der Serie den Survival Horror liebt, kommt bei den stumpfen First Person Ballereien ebenso wenig auf seine Kosten, wie die, die sich auf jedes Story-Puzzlestück im RE-Universum stürzen.

GS1 wegen Columbine-Amoklauf in USA ohne Light Gun  

Ingesamt vier Shooter brachte Capcom in Japan unter dem Serientitel Biohazard Gun Survivor heraus. Der erste (2000) und vierte  (2003) waren Off the Rail Lightgun Shooter, mit Ballersequenzen im festen Bildschirm und manueller Steuerung durch die Level. Die Grafik war lieblos und die Geschichte von Ark Thompson aka Vincent (Resident Evil Survivor), der auf einer Versuchsinsel von Umbrella aufwacht und sein verlorenes Gedächtnis wiederfinden will, oder die von Bruce McGivern (Resident Evil: Dead Aim), der  auf einem Zombie-Kreuzfahrtschiff den französischen Umbrella Angestellten Morpheus Duvall hinterher jagt, einfach dumm. Nur ein wenig mehr Spass machten Survivor 2 Code Veronica (2002), die Spielhallenversion des RE-Dreamcast Hits, und Dino Stalkers (2003), eine First-Person Auskopplung der Capcom-Survival Horror Serie Dino Crises. Aber auch hier muss man sagen: Railshooter funktionieren nur, wenn man sie auf einem großen Monitor erlebt und genug Platz hat, mit zwei Lightguns den Bildschirm leerzuräumen.

Und als Capcom 2007 die Umbrella Chronicles und zwei Jahre später die Darkside Chronicles herausbrachte, hatten die meisten Gamer diese Möglichkeiten auch zu Hause. Auf der Wii konnte man mit den beiden Titeln die ganze Geschichte vor RE4 noch einmal in aufpolierter Grafik und als Shooter durchzocken, die Abenteuer mit bekannten Nebencharakteren, wie Wesker, Ada und Hunk, aus neuen Perspektiven erleben, und zudem exklusive Szenarien spielen, die zum Niedergang der Firma Umbrella oder dem Zwist zwischen Leon Kennedy und seinem späterer Erzfeind Krauser führten. Railshooter sind nicht jedermanns Sache. Aber immer gut, wenn Gäste etwas anzocken wollen, was keine 25 Stunden Durchspielzeit oder eine komplizierte Steuerung braucht. Und für alle, die noch ein paar RE-Bildungslücken aus der Pionierzeit zu schließen haben, lohnt sich der Download der HD-Versionen allemal.

Resident Evil 5 (2009): Ich halt das Pad für dich warm – endlich Koop

Capcom wollte in Teil 5 zur Wiege der Menschheit zurückkehren und diese auch als Wiege der Umbrella-Virusforschung vorstellen. In einer der ersten Demoversionen ballerte und prügelte sich  dann ein weißer Muskel-Dude in Militärkleidung den Weg durch eine Truppe marodierender Township-Bewohner. Zugegebenermaßen war das aus unserer Perspektive ein recht grenzwertiger Umgang mit rassistischen Klischees. Aber ich nehme der Spielefirma ab, dass sie ihre Zombie-Games nicht bewusst mit plumpen, politischen Botschaften vollpacken.

Und mal ehrlich: Die spanischen Dörfler in Teil 4, die Eddie Murphy Blödeltype und der schweigsame Riesenrusse mit Cyberauge, die eigentlich in RE1 auftreten sollten, oder so ziemlich jeder Charakter in Capcoms hauseigener Beat ‚em up-Serie Street Fighter kommen dahingehend auch nicht besser weg.

In der fertigen RE5-Version gab es dann aber eine afrikanische Partnerin (Sheeva Alomar) für Chris Redfield sowie Gegner aller Formen und Farben. Die beiden stehen im Dienst der BSAA (Bio-Terrorism Security Assessment Alliance) und kämpfen gegen den inzwischen weltweit boomenden Handel mit bio-organischen Waffen (BOW). In einem fiktiven Afrikastaat  jagen sie den Terroristen Irving, der gemeinsame Sache mit dem RE-Oberschurken Albert Wesker macht – und mit dem haben wir bekanntlich noch einige Rechnungen offen.

In diesem Teil erreicht der Zockspaß durch den neuen Teamup-Modus eine neue Dimension. Das ganze Spiel und der Mercenary Modus lassen sich entweder online oder Schulter an Schulter auf der Couch im Team durchzocken. Schon auf der PS2 gab es die Resident Evil Outbreak Serie, bei der mehrere Spieler gleichzeitig ums nackte Überleben in Raccoon City kämpften. Ich habe es damals Dank fehlender Sony Infrastruktur in Europa leider nicht spielen können. Aber in Teil 5 klappt es endlich: Man gibt dem Partner mit dem Scharfschützengewehr vom Dach aus Deckung oder lockt Minibosse in die Kreuzfeuerfalle. Spielt man allein, übernimmt der Computer den Partner, und dessen KI ist im Gegensatz zu der in RE-Zero eine echte Stütze. Wer Koop-Spiele mag muss sich RE5 einfach kaufen: Holt euch gleich die Gold Edition, mit zwei Nebenschauplatzkapiteln für einen erweiterten Storymodus und neuen Charakteren für die Söldnermissionen.

Resident Evil 6 (2012): Action, die langweilt

Ich habe fast ein Jahr gebraucht, um das Spiel durchzuzocken. Nicht weil es zu schwierig ist, sondern weil mich die Geschichte überhaupt nicht gepackt hat.

Es gibt bei RE6 vier unterschiedliche Szenarien in denen alte Bekannte (Leon Kennedy, Ada Wong und Sherry Birkin aus RE2 oder Chris Redfield) und ihre farblosen  Sidekicks versuchen, Terroranschläge der Neo-Umbrella-Gruppe in China, Osteuropa und den Vereinigten Staaten zu vereiteln. Die Story ist überhaupt nicht nachvollziehbar – aber das war auch nicht die Intention der Macher. Denn bei RE 6 geht es darum, sich von einem Quicktime Event zum nächsten zu hangeln, nicht die Orientierung bei der wild rotierenden Kamera zu verlieren und immer wieder ein überschaubares Areal von mutierten Supersoldaten zu säuber. Keine Puzzles, kein Muni-Poker, keine Athmosphäre: Alle Neuerungen, von der unübersichtlichen Menuführung in cooler Smartphone-Optik bis hin zu den 100 Spezialfertigkeiten, die man sich mühsamst erspielt, um dann immer nur drei davon ausrüsten zu können, sind einfach nur frustrierend.

Ein letztes Horror-Glimmen gibt es in der Leon-Kampagne, aber dann setzt man mit Anlauf zur tödlichen Blutgrätsche in einen Mob aus fünf Zombies an und sammelt unbeschadet stapelweise Munipäckchen ein. Spätestens jetzt wird klar: Resident Evil ist kein Survival Horror mehr. Capcom wollte es mit seinem Hybrid aus Resident Evil und Call of Duty allen Recht machen und noch mehr Geld verdienen. Aber das Spiel konnte weder mit aktuellen Taktik-Shootern, noch mit der Konkurrenz im Survival Horror-Genre mithalten und verkaufte sich deshalb auch „nur“ 5 Millionen Mal (1,7 Millionen Kopien weniger als der Vorgänger RE5). Zumindest einige Capcom ja die richtigen Schlüsse daraus und bringt parallel zu actionlastigen Titeln wie RE: Operation Raccoon City auch wieder echte Gänsehautspiele heraus: So entstand die Spinn Off-Serie Resident Evil Revelations.

Resident Evil Revelations 2: Die Rückkehr des Terrors

Bei einer Feier von Terra Save, einer Organisation, die sich um die Opfer des sich weltweit ausbreitenden Bioterroismus kümmert, werden Claire Redfield und Moira Burton betäubt und entführt. In einer verfallenen Haftanstalt kommen die beiden wieder zu sich und versuchen zu entkommen. Dabei merken sie, dass jeder ihrer Schritte durch Kameras und einen Armbandsender festgehalten wird. Zudem geistern an diesem Ort die Ergebnisse grausamer Menschenexperimente durch die Gänge. Und hinter all dem steckt ein Schurke, dessen Auftritt aufmerksame Fans seit Jahren herbeisehnen.

Das Spiel macht vieles besser als der letzte Teil der Hauptserie. Die Geschichte ist packend, voller Schock-Cliffhanger und selbstironischem Humor (Almost a Claire Sandwich/Who’s the Master of Unlocking now?), Atmosphäre und Soundtrack sind absolut unheimlich. Immer wieder passiert lange Zeit gar nichts, entferntes Schreien, Stöhnen und Hämmern, dann bricht plötzlich der Terror los. Die Charaktere sind hart im nehmen, aber hoffnungslos unterlegen. Also heißt es wegrennen und eine gute Position zum Nachladen und Feuern einnehmen. Natürlich nur, wenn man nicht wie Moira eine Abneigung gegen Schusswaffen hat und deshalb nur mit einer Taschenlampe (Alone in the Dark 3) und einer Brechstange (Silent Hill) in die Schlacht zieht. Überhaupt hat sich Revelations 2 die richtigen Dinge von Vorgängern und Genrekollegen abgeschaut: Setting und Gengerdesign (inklusive Pyramid Head) scheint aus den Folterkammern der Hölle entsprungen (Silent Hill), man kann sich anschleichen, es gibt einen Stealth-Kill, Gegner können durch geworfene Ziegelsteine abgelenkt werden und (sobald Moiras Vater Barry Burton und das mysteriöse Kind Natalia dazu stossen) eine spannende Vater-Tochter-Aktion-Story (alles wie in The Last of Us). Ein tolles RE, einziges Manko ist die Spiellänge. Dafür kann man umso mehr Zeit mit den Spezial Missionen des Raid Modus verbringen.

Meine Resident Evil Top 7

1. Resident Evil 2
2. Resident Evil 1
3. Resident Evil 4
4. Resident Evil 5
5. Resident Evil Code Veronica
6. Resident Evil Revelations 2
7. Darkside Chronicles