Er ist der Erfinder der Jump’n’Run-Spiele und des Gamepads, der geistige Vater von Super Mario, Zelda, Donkey Kong und Starfox: Miyamoto Shigeru, ein Jazzmusiker und Spielzeugdesigner aus Kyoto, dessen revolutionäre Videospiele-Ideen Nintendo zu einem milliardenschweren Unternehmen machten. Mit der Nintendo Wii und dem DS-Handheld hat er die ganze Familie vor die Konsolen gebracht und sich damit einen Traum erfüllt.
Keine Lust auf seelenlose Unterhaltung
Dabei war er anfangs überhaupt nicht von Videospielen zu begeistern. Für ihn waren die ersten Games, die es in die Arkade-Center schafften, einfach zu seelenlos.
Ich möchte Menschen überraschen und mit meinen Ideen verzaubern.
Miyamoto Shigeru
Miyamoto ist ein Schöngeist. Als Kind schon wollte er Manga-Zeichner werden, wie sein Vorbild Tesuka Osamu, Autor von Astroboy und Kimba, der weiße Löwe. Mit achtzehn Jahren schrieb er sich deshalb am Kanazawa College of Arts für das Fach Design ein und studierte dort für japanische Verhältnisse eher unübliche fünf Jahre, nicht zuletzt, weil er währenddessen häufig mit seiner Zwei-Mann-Country-Band in Bars oder Cafes auftrat.
Nach seinem Abschluss im Jahr 1977 begab er sich auf Jobsuche und kam bei Nintendo Company Limited unter, damals noch eine kleine Spielzeugfirma, die vor allem Hanafuda-Karten herstellte. Als in den Automatencentern Videospiele immer populärer wurden, streckte auch Nintendo seine Fühler auf dem Markt aus. Miyamoto beschränkte er sich zu diesem Zeitpunkt darauf, Werbeflyer, Poster oder die Aufmachung der Automaten zu entwerfen.
Arkade-King Donkey Kong
Die ersten Nintendo-Spielautomaten waren allesamt Flops. Und 1980 bahnte sich beim US-Release des Shooters Radar Scope ein weiteres Pleitegeschäft an. Tausende von Automaten waren bereits zusammengeschraubt, aber die Bestellungen aus Übersee blieben aus. Firmenchef Yamauchi entschied, die Software der Automaten auszutauschen und beauftragte seinen Zeichner Miyamoto Shigeru mit der Überarbeitung. Dieser schlug vor, das Spiel an die Thematik eines seiner Lieblingsfilme anzulehnen. Vor King Kong-Elementen nur so strotzend erschien dann ein Jahr später das Automatenspiel Donkey-Kong
Als schnurrbärtiger Latzhosenträger bahnt sich der Spieler den Weg über etliche Stahltägerebenen bis hin zu einer rot-blonden Schönheit, die von einem Riesenaffen gefangengehalten wird. Dabei muss er rollenden Fässern ausweichen, sich im richtigen Moment ducken oder springen. Das Spielekonzept schlug ein wie eine Bombe und Miyamoto wurde Begründer des Jump’n’Run-Genres. Bis heute noch ist Donkey Kong der zweiterfolgreichste Automatentitel, gleich hinter dem allseits bekannten Pac Man.
It’se me, Mario
Held der Donkey-Kong Spiele war übrigens der Mario-Prototyp Jumpman. Sein Design verdankt er den zu diesem Zeitpunkt noch recht eingeschränkten Hardware-Möglichkeiten der Automaten. Bei der geringen Anzahl an Pixeln und Farben waren Haare unmöglich zu animieren, also erhielt Jumpman eine Mütze.
Für Gesichtskonturen sorgte ein Schnurrbart und damit Armbewegungen erkennbar waren, trug Jumpman eine rote Latzhose und einen andersfarbigem Pulli. Den Namen Mario erhielt der DK-Held dann erst beim Nachfolgetitel „Mario Bros“. Gemeinsam mit seinem Bruder Luigi räumte er hierbei die New Yorker Kanalisation auf. Seitdem hatte der kleine Italiener in über 200 Nintendo-Titeln seinen Auftritt. Schnell erfasste das Mario-Fieber die ganze Welt und schon ab Mitte der 90er Jahre war der kleine Klempner bei den Kindern in den USA bekannter als Mickey Maus.
A Link to the Past
Seit 1985 brachte Nintendo Spiele nicht mehr nur in die Arkade-Center, sondern auch ins Wohnzimmer. Der Name der ersten Konsole – Famicom (kurz für Family-Computer) zeigte deutlich, worauf Nintendo nun abzielte: Die Kinder in den Automatencentern sollten nun ihren Spielspass gemeinsam mit der ganzen Familie erleben.
Miyamoto entwarf oder produzierte zahllose Spiele für das Famicom (hieß bei uns übrigens NES Nintendo Entertainment System) und folgende Nintendo-Konsolen. Er erfand Erfolgsserien wie Icarus, Pikmin und Legend of Zelda.
Immer wieder griff er auf Kindheitserlebnisse zurück, um neue Spielkonzepte und Charaktere zu entwerfen. Beispielsweise liebte er es, als kleiner Junge durch die Wälder deines Heimatortes Sonode (bei Kyoto) zu streifen, dabei Höhlen, Berge und neue Lichtungen zu entdecken. Auf dem Prinzip basiert die Adventure-Serie Zelda, von der einige Spiele unter den 20 erfolgreichsten Games aller Zeiten sind. Miyamotos wurde Chefdesigner bei Nintendo, erfand die Game-Pads mit Schultertasten, Spielesteuerung via Touchpad und brachte mit dem N64 eine wirkliche 3. Dimension in das Jump’n’Run-Genre.
Sonys hausgemachte Konkurrenz und der Konsolenkrieg
Miyamotos Ideen sicherten Nintendo jahrelang die Pole-Position auf dem Konsolenmarkt. Allerdings machte das Unternehmen unter seiner Regie auch einige entscheidende Fehler. Beispielsweise schuf sich Nintendo das gewaltigste Konkurrenz-Monster selbst, als es das Unternehmen Sony mit der Entwicklung eines CD-Spiele-Laufwerks beauftragte, das fertige Produkt dann aber ablehnte. Nicht zuletzt, weil sich Miyamoto Shigeru sich dagegen ausgesprochen hatte. Sony brachte darauf mit der Playstation einfach eine eigene Konsole raus. Weil Nintendo die CD als Softwareträger ablehnte, wechselten Spielefirmen wie Squaresoft und Enix (heute fusioniert zu Square Enix) zu Sony. Ihre Serien Final Fantasy und Dragonquest sind in Japan so marktrelevant, dass Nintendo mit dem Release der PS2 auf den zweiten Platz der Konsolencharts verdrängt wurde.
Spiele für die ganze Familie
Neben dem hausgemachten Konkurrenten Sony etablierte sich mit der X-Box von Microsoft zudem ein US-Produkt auf dem Spielemarkt. Beide Firmen setzten auf Online-Dienste, wie Netzwerkzockerei – und boten eine atemberaubender Grafik. Miyamoto, der zwar sah, dass die Schwerpunkte der Konkurrenzprodukte genau den Nerv der Zocker trafen, wollte sich dem Trend jedoch nicht anschließen.
Mir behagt das Szenario nicht, dass ein Vater von der Arbeit nach Hause kommt, um ganz allein ein Netzwerkspiel zu spielen und kein Interesse daran hat, seine Kinder anzusehen.
Miyamoto Shigeru
Gespannt wartete die Spielewelt auf die nächste Konsolen-Generation. Die Zeitungen redeten von der anstehenden Entscheidung im Konsolenkrieg. Als Nintendo dann 2006 bei der E3-Videospielemesse in Los Angeles die revolutionäre Wii-Steuerung präsentierte, dämmerte vielen, dass Miyamoto über Umwege den absoluten Verkaufsschlager vorbereitet hatte. Erstmalig übertrug ein Controller nicht nur Knopfdruck-Befehle, sondern die Bewegung des Spielers. Dadurch ergaben sich ganz neue Spiele-Genres und damit auch ein ganz neuer Markt an potentiellen Zockern.
Viele Daddel-Veteranen haben sich damals beschwert, dass Miyamoto die Produkte auf die neue Zielgruppe ausrichtete und fühlten sich von Nintendo verraten. Vollkommen unangebracht, denn Nintendo ist letztlich auch einfach nur ein Unternehmen, dass gewinnorientiert arbeitet und ohne den Spielspass-Joker keine Chance mehr gegen Sony und Microsoft gehabt hätte.
Abgesehen davon gab es beim Wii immer noch genug Mario, Zelda und Metroid-Titel, aber nun eben auch Sport- und Bewegungsspiele, die zudem die sogenannten Casual-Gamern ansprachen. Und letztlich hat Miyamoto Dank der breiteren Ausrichtung genau das erreicht, was er sich bereits bei der ersten Konsole Famicom vorgenommen hatte: Videospiele für die gesamte Familie zu machen.
Weitere Infos zu Miyamoto Shigeru und Nintendo:
Marios Erzfeind Bowser war ursprünglich als Ochse konzipiert. Durch eine falsch interpretierte Skizze wurde er zur Schildkröte: Zum 25jährigen Mario-Jubiläum hat die Seite Guardian die 25 coolsten Nerd-Anekdoten aus dem Mario-Universum zusammengestellt. Alles über den Erfinder von Mario, Zelda und Co: Der Mario-Shrine lässt keinerlei Fragen offen, informiert über das gesamte Nintendo-Entwicklerteam, alle Spiele, etc.. Auch hier gibt es die geballte Ladung Mario-Hintergrundwissen: Besucht das Mushroom-Kingdom für alles wissenswerte rund um das Mario-Spiele-Universum. Und natürlich: Die Seite von Nintendo.
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Toller bericht, paar sachen waren neu UND die bilder sind super ausgesucht!